Auf Rosen gebettet
Das hört man ja oft, wenn es jemandem sehr gut geht, dass dieser Mensch auf Rosen gebettet sei.

Ach, stell ich mir das schön vor. Wirklich eingehüllt von Rosenblüten zu liegen, zu träumen, den vorüberziehenden Wolken zuzusehen. Selbstverständlich nicht direkt auf den Rosenranken. Einerseits der Stacheln wegen und andererseits soll doch die einmalige Schönheit der Blüten nicht zerstört werden.

Ob es mir nun gut gehen wird oder nicht, das kann niemand voraussehen, aber schon in drei, vier Jahren werde ich mich auf Rosen betten können und von Rosenduft umweht in den Himmel schauen.

Als wir vor langer Zeit Haus und Grundstück erwarben, stand in der Hofeinfahrt ein alter Bauernwagen, so lebendig und intakt, als hätte man ihn gestern erst hier abgestellt und die Pferde ausgespannt. Er gefiel uns und wir wollten ihn nicht ungenützt lassen. Vorerst stellten wir uns vor, ein Pferd anzuschaffen und sozusagen mit einem Einspänner durch die Gegend zu fahren, einfach aus Vergnügen und Freude oder ins nächste Dorf, um einzukaufen, und die Leute sollten staunen und sich wundern, wenn ein Pferd samt Bauernwagen zwischen den Autos am Parkplatz eines Supermarktes auf seine Besitzer wartet. Diesen Plan gaben wir aber bald wieder auf, da Pferdehaltung doch komplizierter ist, als es uns anfänglich schien.

Dann haben wir ihn einige Male selbst gezogen, nur hundert Meter vielleicht, über den Acker, um Heu hinter das Haus zu bringen. Es war anstrengend, aber lustig. Die ganze Familie war daran beteiligt, auf dem Wagen und davor, hinten und seitlich, schieben und lenken und immer nur Stückchenweise vorwärts. Wir haben viel gelacht und es waren unvergessliche Sommertage. Bald jedoch sahen wir ein, dass diese Verwendung des Bauernwagens wohl auch nicht die richtige für uns ist, das Heu blieb liegen und er bekam einen stillen, fixen Platz unter dem Vordach eines neugebauten Holzschuppens. Man hätte sich ja ab und zu draufsetzen können, es sich gemütlich machen mit Kissen und weichen Decken, so war es jedenfalls gedacht. Nur, es saß nie jemand dort und langsam verlor er gänzlich unsere Aufmerksamkeit, diente nur mehr als Stellfläche und Ablage, wurde vollgeräumt mit Kübeln, altem Holz, verrostetem Werkzeug, ausrangierten Tierkäfigen und sonstigen, wertlosen Sachen, glich eher einem Rumpelplatz und sein nostalgischer Glanz verschwand beinahe völlig. Von einem geschätzten, alten Bauernwagen war kaum mehr etwas zu sehen.

Obwohl fast aus den Augen, so doch nicht aus dem Sinn, fand ich es schade, ihn so stiefmütterlich verkommen zu lassen. Er sollte unbedingt wieder zu Ehren kommen, nach so vielen Jahren, noch ein Mal in den Blickpunkt rücken, eine Aufgabe erhalten, einen Sinn bekommen. Also, weg mit dem Gerümpel, das verstaubte, ergraute Holz mit einem Schutzanstrich aufgefrischt, die Metallbeschläge eingefettet und raus auf die Wiese.

Nun steht er dort, frei und gut sichtbar, auf einer dicken Schicht Häckselmaterial, die ihn vor Graswildwuchs schützt und wartet. Wartet, so wie ich, bis die fünf Kletterrosen, die ich um ihn herum gepflanzt habe, ihre Ranken auf seine Ladefläche betten werden und mit ihrem Farbenspiel von rosa über pink und rot bis zum dunkelsten Weinrot alle Blicke auf sich ziehen. Dazwischen wird eine weiße Klematis mit ihren Blütensternen herausblinken und die Rosenzweige mit ihren weichen Trieben umschmeicheln.

Vielleicht schon in drei Jahren kann ich blühende Rosenzweige vorsichtig zur Seite schieben und es mir zwischen ihnen, auf einer weichen Decke gemütlich machen.

Und darüber, im strahlendsten Himmelsblau wird der Bussard seine Kreise ziehen und nach seiner Liebsten rufen.